Im Adventsgottesdienst der Klosterschule stand der Lobgesang der Maria aus dem Lukasevangelium (Lk 1,46–55), das sogenannte Magnificat, im Mittelpunkt.
Vor dem Magnificat erzählt das Lukasevangelium von der Begegnung Marias mit dem Engel, der ihr ankündigt, dass sie den „Sohn des Höchsten“ (Lk 1,32) zur Welt bringen werde. Angesichts der Verunsicherung, die die Begegnung mit dem Engel ausgelöst haben muss, erstaunen die Worte, die der Evangelist Maria in den Mund legt, umso mehr. Marias Leben wird plötzlich völlig anders verlaufen als gedacht, und doch spricht sie Worte voller Hoffnung und Mut.
Maria deutet die Welt aus Gottes Perspektive. So wird sie zur Prophetin – weil sie benennt, was falsch läuft, und zugleich daran festhält, dass Gott die Welt gerecht machen will. Maria spricht im Magnificat von einem Gott, der nicht neutral oder gleichgültig ist, sondern Partei ergreift für die Niedrigen, die Armen und Übersehenen. Die Worte vom Sturz der Mächtigen und der Erhöhung der Niedrigen sind eine klare Ansage – so klar, dass das Magnificat in der Geschichte sogar zeitweise verboten wurde, weil es als gefährlich empfunden wurde.
Zugleich ist die Welt noch nicht so, wie Maria sie besingt: Ungerechtigkeit, Krieg, Hunger und Ausgrenzung prägen viele Lebensrealitäten – global wie auch im Schulalltag. Gerade deshalb ist das Magnificat ein adventlicher Text: Er vertröstet nicht, sondern weckt Hoffnung und ruft in die Verantwortung.
Advent bedeutet im Sinne des Magnificat, sich auf eine gerechte und solidarische Welt auszurichten und schon jetzt danach zu handeln – etwa dort, wo Menschen ausgegrenzt oder übersehen werden. Maria erinnert daran: Hoffnung ist kein Rückzug, sondern ein Auftrag. Das Magnificat lädt dazu ein, wach, aufmerksam und solidarisch durch diese Zeit zu gehen.
Der Gottesdienst wurde von Frau Bahret und Herrn Weber gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der Klasse 6b und des LF Religion der K1 vorbereitet. Die 6b trug ihre Gedanken über die Bedeutung des Advents vor; der Religionskurs hatte sich mit dem Magnificat auseinandergesetzt. Der Dank für die festliche musikalische Gestaltung gilt dem ehemaligen Klosterschüler Carl Hempel (Orgel) sowie der Big Band unter der Leitung von Herrn Deny.
Der ganzen Klosterschulgemeinschaft frohe Weihnachten und erholsame Ferien!
Michael Weber
