Das soziale Neigungsfach untersucht „The good-good life“

Klosterschule vom Hl Grab SNF Caritas 1

„The good-good life“? Soziales Neigungsfach in Kooperation mit dem Caritasverband

 

Zum zweiten Mal fand im Schuljahr 2024/25 an der Klosterschule ein soziales Neigungsfach in Kooperation mit dem städtischen Caritasverband statt. Leitmotiv war das Baden-Badener Stadtmotto „The good-good life“ – ein Motto, das für viele Menschen in Baden-Baden kaum passgenau zu ihrer Lebensrealität sein dürfte. Menschen mit psychischen Erkrankungen, mittellose Menschen, Bewohnende von Stadtteilen mit besonderem Entwicklungsbedarf, wohnungslose oder pflegebedürftige Menschen – sie sind Teil der Stadt.

Diese Realität Baden-Badens nahm das soziale Neigungsfach in den Blick. Exkursionen führten die teilnehmenden Zehntklässlerinnen und Zehntklässler allein oder in Zweierteams zu jeweils drei Einrichtungen des Caritasverbandes, dessen haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende sich um Menschen aus den genannten und weiteren Personengruppen kümmern.

Ziel war es, Erfahrungen rund um die soziale Situation Baden-Badens zu gewinnen, nicht zuletzt durch die Begegnung mit den Menschen, die von der Arbeit der Caritas Unterstützung erfahren – ebenso wie mit denen, die diese Arbeit leisten. Dass die Caritas-Mitarbeitenden dazu beitragen, etwas mehr vom genannten Stadtmotto Wirklichkeit werden zu lassen, wurde seitens der Schülerinnen und Schüler vielfach betont.

Das soziale Neigungsfach fand im Rahmen der langjährigen Kooperation der Klosterschule mit dem städtischen Caritasverband statt und wurde aufs Neue nur möglich durch das breite Engagement seitens der Mitarbeitenden des Verbandes. Dafür vielen Dank!

Michael Weber

 

 

Die Teilnehmenden berichten:

 

Im Zuge meines sozialen Neigungsfaches besuchte ich die Tagespflegestätte im Scherer Caritaszentrum Cité. Die Tagesstätte bietet Platz für rund 30 Personen, die auf zwei Gruppen aufgeteilt werden, was eine familiäre Atmosphäre ermöglicht. Das Angebot richtet sich an ältere und pflegebedürftige Menschen mit Pflegestufe I bis IV und demenziell erkrankte Menschen, die ihren Alltag mit anderen verbringen möchten, jedoch abends wieder zurück nach Hause gehen. Im Vordergrund liegen Maßnahmen, um die Fähigkeiten der Senioren zu erhalten oder verloren gegangene Fähigkeiten wieder zurückzuerlangen. Die Tagespflege hilft damit Angehörigen, die ihre älteren Familienmitglieder tagsüber nicht allein lassen möchten oder eine Entlastung bei der Versorgung der Pflegebedürftigen benötigen.

Die Zeit, die ich in der Tagespflegestätte erfahren durfte, war sehr angenehm. Die Gäste haben mich freundlich begrüßt und mich in ihren Nachmittagskreis aufgenommen. Während der Zeit wurden verschiedene Spiele gespielt, Kuchen gegessen und gesungen. Die Atmosphäre war sehr entspannt, da die Gruppen klein waren. Auch die Pfleger waren sehr freundlich und haben mir ihre Aufgaben vorgestellt.

Das Motto „The good-good life” habe ich in der Tagespflegestätte von zwei Seiten erfahren. Auf der einen Seite sind die Lebensumstände der meisten älteren Menschen erschwert und sie sind auf Unterstützung angewiesen. Ihre Lebensumstände sind daher nicht immer ein „good good life“. Auf der anderen Seite wird jedoch von der Tagespflegestätte ihre Lebenssituation durch das Angebot stark erleichtert, so dass sie auch in dieser Lebensphase ein „good good life“ haben.

Laura Armbruster

 

Eine eindrückliche Erfahrung waren auch unsere Besuche bei verschiedenen Kindertreffs. Dort beschäftigten wir uns mit Kindern im Alter von sechs bis zehn Jahren, welche größtenteils einen anderssprachigen Hintergrund hatten. Daher war es sehr hilfreich, wenn man zusätzlich zum Deutschen noch eine andere Sprache sprechen konnte, um sich mit den Schülerinnen und Schülern zu verständigen. Die Kleinen haben sich immer sehr auf den nachschulischen Aufenthalt in den Einrichtungen gefreut, da sie dort die Möglichkeit hatten, sich zu entspannen und sich mit ihren Freunden auszutoben. Neben vielen Spielen und Aktivitäten im Innenhof gab es auch Quizze, die den Zusammenhalt der Gruppe stärkten. Außerdem war es sehr schön, dass es eine große Akzeptanz uns gegenüber gab, da wir direkt von den Kindern angenommen und mit Respekt behandelt wurden. Durch unsere Erfahrungen können wir sagen, dass das Angebot der Caritas ein sehr nützliches und wichtiges Gegenstück zum stressigen Schulalltag der Kinder darstellt. Wir sind dankbar, dass uns die Möglichkeit gegeben wurde, Einblicke in einen solchen Bereich zu bekommen.

Jenna Eller / Julia Git

 

Bei der Exkursion zur Hausaufgabenhilfe habe ich gelernt, dass dort Menschen mit gutem Herzen arbeiten. Besonders ein älterer Mann hat mir gezeigt, wie wichtig Unterstützung in Bezug auf die Sprache und das Verständnis ist. Den Kontakt zu den Menschen in der Einrichtung habe ich als entspannt, schön und besonders empfunden. Ein Moment, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist, war, als alle gleichzeitig Fragen gestellt haben und man seine Erlebnisse mit den anderen Kindern teilen konnte.

Janis Frietschy / Jonas Hertweck

 

Bei der Exkursion zur mobilen Jugendarbeit in Baden-Baden sind wir mit den Streetworkerinnen und Streetworkern durch die Stadt gelaufen und haben versucht, mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Am Anfang war das schon etwas komisch, weil viele echt skeptisch waren. Manche dachten erst, wir wollen Ärger oder sie irgendwie kontrollieren. Man hat richtig gemerkt, dass sie uns nicht direkt vertraut haben – vor allem durch ihre skeptischen Blicke. Aber als wir erklärt haben, wer wir sind und was wir machen, sind einige offener geworden. Ich fand es spannend zu sehen, wie viel Geduld und Feingefühl man braucht, um wirklich Kontakt zu Jugendlichen aufzubauen. Die Arbeit der Streetworker ist echt wichtig, weil sie helfen, wenn jemand Unterstützung braucht – egal, ob bei Jobs, Wohnung oder einfach zum Reden. Ich finde, das ist ein guter Weg, um das Motto „The good-good life“ in Baden-Baden umzusetzen.

Florent Regenold

 

Die Tafel Baden-Baden ist eine soziale Einrichtung, die Lebensmittel sammelt und an Menschen weitergibt, die in schwierigen Lebenssituationen sind. Dabei geht es nicht nur um ältere oder arbeitslose Personen, sondern auch um viele junge Menschen und Familien, die auf staatliche Hilfe angewiesen sind.

Während unserer Exkursion zur Tafel wurde mir bewusst, wie groß der Bedarf wirklich ist. Besonders beeindruckt hat mich der Moment, als sich die Türen öffneten und viele Menschen hereinkamen, um ihre Lebensmittel abzuholen. Es war bewegend zu sehen, wie dringend sie auf diese Unterstützung angewiesen sind. Die Atmosphäre war ruhig und respektvoll – viele Menschen waren dankbar und freundlich.

Der Kontakt zu den Besuchern der Tafel war am Anfang etwas schwierig, aber sobald man ins Gespräch kam, wurde es angenehm. Einige waren sehr offen, andere eher zurückhaltend. Es war interessant, diese ganz andere Seite des Lebens kennenzulernen, die man im Alltag oft übersieht.

Das Motto „The good-good life“ bringt zum Ausdruck, dass jeder Mensch ein würdiges Leben verdient. Für mich zeigt dieses Motto, wie wichtig soziales Engagement ist. Viele der Helferinnen und Helfer arbeiten ehrenamtlich – manche sind noch sehr jung, andere schon im Rentenalter. Sie alle setzen sich mit viel Herz für andere ein und zeigen damit echte Solidarität.

Diese Erfahrung hat mir gezeigt, wie bedeutend Einrichtungen wie die Tafel sind und wie wichtig es ist, Menschen nicht nur mit Worten, sondern mit Taten zu helfen.

Luis Eggensperger