Vom 8. bis 12. Mai 2024 sind Schülerinnen und Schüler aus den 10., 11., und 12. Klassen über Christi Himmelfahrt nach Taizé gefahren, um dort gemeinsam mit Herrn Weber und Frau Hoff zu zelten.

Taizé ist eine religiöse Glaubensgemeinschaft, die von Brüdern mit unterschiedlichen Konfessionen und verschiedener Herkunft geführt wird. Die Gemeinschaft ist offen für Menschen aus aller Welt, egal mit welchem Glauben, und ist daher auch bekannt für seine ökumenischen Jugendtreffen.

Das Konzept von Taizé besteht darin, dass die Besucherinnen und Besucher verschiedene Aufgaben zugewiesen bekommen und somit selbst für ihre Versorgung verantwortlich sind. Da dort Religion und Beisammensein zentrale Rollen spielen, finden dreimal täglich Gottesdienste statt, die auf unterschiedlichen Sprachen gehalten werden. Der Großteil dieser besteht jedoch darin, zusammen zu singen, denn auch dafür ist Taizé bekannt. Man muss also nicht zwingend gläubig sein, um sich dort zugehörig zu fühlen, denn das Singen bringt alle Menschen im Saal zusammen. Außerdem ist eine Zeit in Stille in jedem Gottesdienst integriert und bietet sowohl die Möglichkeit zu beten als auch nachzudenken oder einfach nur die Ruhe zu genießen.

Neben den Gottesdiensten finden Bibelstunden statt, in denen man mit einem Bruder und vielen anderen Jugendlichen über Textstellen spricht und gemeinsam die Werte herausarbeitet, die in den Versen vermittelt werden. Auch hier ist die eigene Religion nicht ausschlaggebend, um sich näher mit den biblischen Texten zu befassen, denn es werden hauptsächlich moralische Werte vermittelt, über die jeder reflektieren kann und vielleicht sogar einen Mehrwert daraus zieht. Im zweiten Teil der Stunden trifft man sich dann in kleineren Gruppen, in denen man auch neue Leute kennenlernt. Dort spricht man nochmal über persönliche Meinungen zu den Bibelstellen, spielt kleine Kennenlernspiele oder macht Spaziergänge zu den verschiedenen Bereichen der Anlage.

Zwischen diesen ganzen Aktivitäten hat man selbstverständlich einige freie Zeit, die man nutzen kann, wie man möchte. Abends gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, zum Oyak zu gehen. Das ist eine Art Kiosk am Anfang des Camping-Bereichs, an dem es die Möglichkeit gibt, Getränke oder andere Kleinigkeiten zu kaufen und mit Freunden den Abend zu verbringen. Häufig singen dort viele Menschen zusammen im Kreis und spielen verschiedene Instrumente zur Begleitung. Ab 23:30 Uhr herrscht dann Nachtruhe.

Uns Klosterschülern wurden viele Freiheiten zur eigenen Gestaltung des Tages gegeben. Wir zelteten gemeinsam und trafen uns während des Aufenthaltes ein paarmal für organisatorische Dinge. Ansonsten standen Teile des Vor- und Nachmittages zur freien Verfügung, der gesamte Abend ebenso. Bei Herrn Weber konnte man sich auch freiwillig sogenannte „Taizé-Aufgaben“ abholen, die einem beispielsweise Vorlagen für nette Gespräche oder andere Interaktionen boten. Auch zum Abschluss gab es eine Aufgabe, bei der man auf der Rückfahrt jedem eine persönliche Nachricht oder Komplimente aufschreiben konnte, so dass am Ende jeder einen Zettel mit persönlichen Botschaften zur Erinnerung, aber auch als Zeichen der Wertschätzung erhielt. Vor allem das zeigte nochmal, was für ein Gemeinschaftsgefühl in den vorherigen Tagen entstanden war.

Meine persönlichen Erfahrungen waren sehr besonders. Ich habe durch die Bibelstunden und die Freizeit einige neue Leute kennengelernt, mit denen andere meiner Gruppe und ich auf den Markt im Dorf gegangen sind, zusammen Zeit am See und in der Kirche verbracht haben oder auch einfach nur die Umgebung erkundet haben. Ich hatte aber auch Zeit für mich alleine, in der ich über die vielen Erlebnisse reflektiert habe und mich mit meinen Gedanken und Gefühlen dazu auseinandersetzen konnte. Das Gemeinschaftsgefühl in Taizé ist einfach etwas Besonderes und führt zu Interaktionen mit Menschen aus aller Welt, die meist offen sind für Gespräche unterschiedlichster Art. Man kann sich dort mit den Brüdern unterhalten oder ihnen etwas erzählen, was einem am Herzen liegt, und erfährt sehr viel Wertschätzung. Für religiöse Menschen kann es ein Ort sein, der einen ein Stück näher zum Glauben bringt, und auch für alle anderen kann es eine Zeit sein, in der man mehr zu sich selbst findet und, wenn man sich darauf einlässt, viel mitnehmen kann. Dieses einzigartige Erlebnis kann ich jedem ans Herz legen, der gerne neue Erfahrungen sammelt.

Laura-Sophie Gaudin (K1)