Ein Artikel von Franka Nagel (Klasse 10c) und Emilia Tedesco (Klasse 10b) aus dem sozialen Neigungsfach Journalismus

 

Compassion – was ist das eigentlich?

 Die Schüler der zehnten Klassen verbringen zwei Wochen nicht wie gewohnt in der Schule, sondern in Seniorenzentren, Pflegeheimen und anderen Einrichtungen für Menschen mit Einschränkungen. Das zweiwöchige Sozialpraktikum, welches als „Compassion“ bekannt ist, ist an unserer Schule sehr angesehen, da die Schüler dort nicht nur einen Einblick in das Berufsleben bekommen, sondern mehr über den Umgang mit sowohl körperlich als auch geistig eingeschränkten Menschen lernen. Wichtig ist hierbei, Verständnis und Bewusstsein für Menschen, welche auf Hilfe angewiesen sind, zu entwickeln und somit Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt innerhalb der Gesellschaft zu stärken.

Bereits vor dem Praktikum sprechen die Schüler mit Frau Bahret, die Compassion betreut, über ihre Erwartungen, doch nur die wenigsten haben eine konkrete Vorstellung davon, was auf sie zukommen würde. Aufgrund der mangelnden Arbeitsplätze im sozialen Bereich, befürchten einige, unter große Belastung zu geraten. Andere wiederum haben die Sorge, dass sich dadurch niemand wirklich um sie kümmern könne. Der Spaß bei der Arbeit würde hierdurch untergehen, was sehr schade wäre.

Im Nachklapp an das Sozialprojekt zeigt sich, dass fast alle bereits in den ersten Arbeitstagen vom Gegenteil überzeugt werden können, da sie im Rahmen des Projekts viele prägende Erfahrungen sammeln und schöne Momente erleben. Gerade durch die Gespräche zwischen Bewohnern und Schülern kann schnell Vertrauen aufgebaut werden und starke Bindungen entstehen. Hierbei werden schöne Momente aus der Vergangenheit wieder in Erinnerung gerufen und eine emotionale Stimmung wird geschaffen.

Am Auswertungstag, dem ersten Tag zurück in der Schule, teilen sich die Schüler gegenseitig ihre Erfahrungen mit und tauschen sich über ihre Gedanken und Gefühle aus. Durch die Gespräche können sie neue Seiten ihrer Mitschüler kennenlernen, welche viele positiv überraschen.

Das Praktikum zeigt den Schülern jedes Jahr aufs Neue, wie wichtig es ist, Menschen zu haben, die sich im Pflegebereich engagieren. Sie bekommen hiermit einen Einblick in das soziale Berufsleben und dafür, wie wichtig diese Berufe auch in Zukunft noch sein werden.

 

 

Compassion – Ein Interview mit Frau Bahret

Wir hatten die Chance ein Interview mit Frau Bahret zu führen, in dem sie uns einen kleinen Einblick in das Sozialprojekt Compassion ermöglicht.

Liebe Frau Bahret,

über viele Jahre leiteten Sie dieses Projekt mit voller Begeisterung. Für diese schöne Zeit möchten wir uns im Namen der gesamten Schülerschaft sehr herzlich bei Ihnen bedanken! Diese zwei Wochen außerhalb der Schule fürs Leben zu lernen, sind für alle eine große Bereicherung und wir sind froh, diese Erfahrungen machen zu dürfen. Es ist toll, dass Sie dieses Projekt so lange betreut und begleitet haben!

Danke, dass Sie sich Zeit für unser Interview genommen haben.

Emilia und Franka: Warum bedeutet Ihnen Compassion so viel?

Frau Bahret: Ich war jedes Mal sehr beglückt und beeindruckt, vor allem aber gerührt, wenn ich die einzelnen Berichte der Schüler mit den gesammelten Erfahrungen las. Ich habe mir die Jahre über jeden der vielen Berichte durchgelesen, sie lösen auch heute noch sehr schöne Emotionen in mir aus. Die Schüler außerhalb ihrer schulischen Leistungen zu sehen und wie sie an sich selbst neue Seiten entdecken konnten, geht mir immer sehr nahe.

Emilia und Franka: Fällt es Ihnen schwer, das Projekt ab dem kommenden Jahr in andere Hände zu geben?

Frau Bahret: Ich bin sehr glücklich, dass ich es nun an meine Kollegen abgeben kann. Ich habe Compassion sehr lange geleitet und viel Zeit investiert. Vor allem während Corona hat mich die Vorbereitung nervlich an die Grenzen gebracht, da es auf Grund von Hygienevorschriften und Kontaktbeschränkungen kaum möglich war, genügend Praktikumsplätze in den Einrichtungen zu finden. Ich bin zuversichtlich, dass Compassion durch die Übernahme von Herrn Matthies und Frau Guth neuer Schwung in das Projekt gebracht wird. Durch die Digitalisierung und Erneuerung meiner alten Dokumente wird es auch professioneller und einfacher laufen, ich bin froh, dieses Projekt in gute Hände weitergeben zu können.

Emilia und Franka: Was haben Sie persönlich aus der Zeit mitgenommen?

Frau Bahret: Ich schätze die Dankbarkeit nicht nur der Schüler, dass sie diese Erfahrungen machen durften, sondern auch von Eltern, Lehrkräften, Bewohnern und Pflegekräften der verschiedenen Einrichtungen sehr. Es war schön zu sehen, wie die Schüler diese Herausforderungen meisterten, viele Dinge dazu lernten und sich persönlich weiterentwickeln konnten. Berührt haben mich gerade die Rückmeldungen und lieben Worte des Personals, oft auch bei eher ruhigen Schülern. Man merkte, wie nahe ihnen diese Erlebnisse gingen, wie sehr sie dort aufblühen konnten, weil sie auch das Gefühl bekamen, dass sie mit dem, was sie leisteten, gesehen wurden. Nicht nur für die Schüler, auch für die Einrichtungen war es jedes Mal eine Bereicherung und es gab bis zum Ende immer wieder Gänsehautmomente.